Zum Glück!

Tafel Schokolade

Glückskonserve

Als ich noch unterrichte und meine Schüler in die Prüfung verabschiedete, sagte ich zu ihnen:

Ich wünsche euch kein Glück, denn das brauchen nur diejenigen, die zu wenig vorbereitet sind. Ich wünsche euch Inspiration und gute Gesundheit.

Nachdem ich das sagte, wurden die Gesichter jeweils schlagartig lang und bei den einen stellte sich schneller Entspannung ein als bei den anderen. Wir betrachten im Leben das Glück etwas unvollständig, nämlich nur, wenn es uns zufällt oder wir es uns erhoffen und es uns dann nicht zufällt. Was wir nicht wissen ist, wie viele Male wir zum Beispiel Glück hatten und es gar nicht merkten, beispielsweise, dass wir nicht verunglückt sind, weil wir später als geplant zuhause abfuhren.

Das Glück der anderen

Ein Prüfungserfolg lässt sich weitgehend planen, das Glück aber nicht. Die Gesellschaft, die Zeitungen (wenn sie über Familie, Kindesglück, Partnerschaft, etc. schreiben) und Facebook-Timelines gaukelt uns vor, dass alles rosarot ist. Studien sagen dazu, dass uns das nicht nur nicht glücklich, sondern gar unglücklich macht. Aus diesem Unglück versuchen einige Menschen, wie mir scheint, durch krampfhaftes Nachahmen von Rahmenbedingungen, die andere im Glück zeigen, das eigene Glück zu erfahren. Berücksichtigt man, dass wir vor allem als Kind sehr viel durch Nachahmen lernen, erstaunt dieses Verhalten nicht.

Ein Beispiel:
Dadurch, dass Medien kaum unglückliche Familien zeigen und nur die wenigsten Bilder von sich auf Facebook stellen, auf denen sie erschöpft und zornig zu sehen sind, weil der Nachwuchs wieder mal simultan alle Knöpfe der Nervenorgel gedrückt hatte, zieht manch einer wohl den Rückschluss, dass Familie und Kinder der Schlüssel zu Glück sein müssen. Dabei ist das etwa so logisch, wie Selbstbräuner aufzutragen, damit die Sonne scheint. Natürlich ist das nur ein Beispiel, es gibt unzählige mehr: Der Töffkauf, die Ferien, die Beziehung, was auch immer Menschen glücklich zeigt, regt zum Nachahmen an (und die Werbung trägt das seine dazu bei).

„Glück entsteht oft durch Aufmerksamkeit in kleinen Dingen, Unglück oft durch Vernachlässigung kleiner Dinge.“ Willhelm Busch

Dabei ist das Glück, wie das Willhelm Busch schon erkannte, in den kleinen Dingen doch am einfachsten zu finden: In einem flüchtigen Lächeln, einem Musikstück, das unter die Haut geht, einem Text, der fliegen lässt, einem feinen Sugo, einem Kompliment, das man jemandem gibt oder einfach darin, dass man nicht nach dem Glück sucht, sondern sich einfach dem erfreut, was man hat. Denn Glück und Zufall sind etwa gleich schwer zum finden. Zum Glück!

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2 Kommentare zu “Zum Glück!

  1. Sehr schöne Gedanken, gut geschrieben. Ein wichtiger Punkt ist für mich der, das Glück realisieren zu können, welches man HAT. Glücklich ist man nicht einfach, man muss täglich mit offenen Augen nach dem Glück ausschau halten.
    Einzig: Kinder bringen es fertig innert Sekunden Terrabytes von Glück auszuschütten (und so die vielleicht negativeren Seiten locker zu überglücken).

  2. Pingback: A little help for my friends – Gesucht Wohnungen, biete Liebesbrief | The life according to Slartbart

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