Über den nachfolgenden Tweet von Roger Hausmann (@roger_hausmann) bin ich auf die Sponsoring-Idee von Intel gestossen. FC Barcelona, früher stolzer Trikot-Sponsor-Ignorant braucht heute auch das Geld, ohne das es im Spitzenfussball schlicht nicht mehr geht (auch im Nicht-Spitzenfussball, wie das Beispiel Grasshopper Club Zürich zeigt). Erst dachte ich, was für eine blödsinnige Idee von Intel, aber dann hat es mir gedämmert und je mehr ich darüber nachdachte, umso mehr wurde mir klar, dass das eine grossartige Idee ist, besonders für Intel.
Das „Intel Inside“-Ding
Intel wirbt ja schon lange mit dem Claim „Intel Inside“. Damit schafft es Intel, seiner Marke Aufmerksamkeit zu geben, die sie sonst kaum bekäme. So ein Prozessor, also das Herzli eines Rechners, wird ja nur von den Nerds gesehen, welche eine Kiste aufschrauben und die Innereien angucken, oder gar austauschen. Die breite Anwendermasse bekommt den Prozessor nur dann zu Gesicht, wenn sie entnervt den Rechner aus dem Fenster des zweiten Stocks werfen und die Sauerei nach der emotionalen Ausgleichshandlung auf der Strasse zusammenwischen müssen (oder ähnlich).
Zur Erinnerung: Das Sponsoring
Im Sponsoring ist – ganz grob formuliert, im Detail gibt es viele Nuancen – entscheidend, dass Markenwerte unterstützt oder transportiert werden, nur dann kann genügend Aufmerksamkeit für die Marke geschaffen und das Image transportiert werden. Wird das erzielt – und das ist die grosse Kunst, die den meisten nicht gelingt–, bekommt das Sponsoring einen starken Vorteil gegenüber schlichter Werbung, weil es mit einem Erlebnis verbunden ist und die Markenbotschaft eher unterschwellig bei der Empfängerin ankommt. Das kann für eine spezifische Zielgruppe genauso gut erfolgen wie die breite Masse.
Cleverer Intel-Marketingmensch!
Auf den ersten Blick erscheint es doof, die Innenseite eines Trikots mit einem Logo zu bedrucken. Der geneigte Fussballgucker und noch mehr die dem manchmal aufblitzenden Sixpack nicht ganz abgeneigte Fussballguckerin wissen aber, dass die Innenseite doch recht oft zu sehen ist. Dann nämlich, wenn der pfauische Fussballstar nach geschossenem Tor, seinem Jubel freien lauf lässt. Am liebsten möchte er dann das Leibchen abstreifen und in guter Primatenmanier seinen nackten Oberkörper zu Schau stellen, manchmal auch begleitet durch martialisches Geschrei, Mimik und Brusttrommeln.
Das haben die Fussballverbände inzwischen unterbunden. Wer es doch tut, bekommt eine Strafe (gelbe Karte). Was macht also der Fussballspieler im Testosteronsturm? Er lupft das Leibchen bis zur Brust oder er zieht es sich über den Kopf. Und dann, nur dann, in erfolgreichen, wichtigen Momenten ist das Intel–Logo zu sehen, eingefangen von allen Kameras, hochauflösend, in Nahaufnahme und suggeriert: „Mit Intel Inside ist man leistungsfähiger, erfolgreicher“. Genau wie ein Prozessor, der sonst nie ersichtlich ist, aber in den wichtigen Momenten entscheidend sein kann.
Mit witzigen Begleitaktionen kann das sogar noch viel intensiver inszeniert werden und die Fanleibchen mit Aufdruck werden beim Waschen ja auch alle gedreht, das sieht dann wohl mehrheitlich (noch) die Mutter, aber die ist bei Kaufentscheiden von Elektronikgeräten nicht ganz unwichtig. Es ist ein mutiger Weg, mit noch mehr Flopp-Risiko als das profane Sponsorings ganz allgemein schon bergen. Doch ich halte es für eine sehr clevere Aktion, die fast nur für Intel passt. Well done!
Nota Bene:
- Auch gut gemacht vom FC Barcelona: Wer kann schon beide Seiten seines Trikots vermarkten?
- Das Logo hebt sich aber für mich zu wenig auffällig vom Weiss ab. Das hätte ich anders gemacht.
- Wetten, dass die Spieler angehalten werden, das Trikot beim Torjubel vermehrt über den Kopf zu ziehen?