Bevor du entspannt loslegen kannst, gilt es die Auszeit etwas abzusichern. Tipps und Tricks dazu (alle Angaben ohne Gewähr) sollen dir helfen, deine Badehose nach dem Sprung ins Wasser auch noch anzuhaben. Weil es viel zu beachten gibt, wenn man aus dem Mainstream der Gesellschaft ausbricht (Hörempfehlung: Society von Eddie Vedder), ist dieser Beitrag etwas länger.
Wie viel darf es denn sein?
Befristete Auszeit oder unbefristet, das ist hier die Frage. Für mich persönlich gab es die Option befristet nicht, denn ich meine, dass man geistig nicht frei ist, wenn man im Hinterstübchen schon wieder an des Ende und einen neuen Job denkt. Als Hilfe zum Loslassen habe ich mir dabei eine Frist gesetzt, ab wann ich frühestens wieder mit der Jobsuche beginne und bis dann auch schweren Herzens gute Angebote abgelehnt. Ich würde es genau wieder so tun, die Chance auf eine Auszeit bietet sich weniger oft, als die Chance auf einen neuen Job.
Burn-Rate festlegen
Wie viel Kohle brauche ich für’s Leben pro Monat? Die Frage sollte man sich sowieso öfters mal stellen und mit Wohnung, Krankenkasse, Versicherungen, Steuern, Motorfahrzeug kommt das schon einiges zusammen. Auf was bin ich bereits zu verzichten, was nicht? Ich beispielsweise wollte intensiver Golf spielen, das packt dann zusammen mit den Mobility-Fahrkosten gleich ein paar Hunderter pro Monat obendrauf.
Neben dieser Burn-Rate lohnt sich auch die Überlegung, wie viel Geld man nach der Auszeit noch haben möchte. So wird schnell klar, wie lange das Abenteuer maximal geht und wichtig dabei: Einen Monat mehr einkalkulieren, denn der nächste Zapfen kommt erste Ende Monat.
Versicherungen
Unfall
Die ersten 30 Tage nach dem Niederlegen der Arbeit ist man i.d.R. noch vom Arbeitgeber gegen Unfall versichert. Danach gibt es zwei einfache Möglichkeiten zur Versicherung:
- Abredeversicherung: Damit kann man sich bei der Unfallversicherung des letzten Arbeitgebers für eine maximale Dauer von sechs Monaten versichern.
- Unfallversicherung bei deiner Krankenkasse
Die Kosten sind um die CHF25 pro Monat und für beide Varianten vergleichbar. Ich habe mir sagen lassen, dass die Leistungen bei der Abredeversicherung besser seien, dafür muss man aber daran denken, dass das Unfallrisiko nach dem siebten Monat nicht mehr gedeckt ist.
Invalidität infolge Krankheit
So aus dem „Gspüri“ meint man, dass das Risko eine Invalidität durch Unfall grösser ist. In der Tat werden viel mehr Menschen durch Krankheit invalide (Chronische Leiden, Krebs etc.). Bist du angestellt, ist dieses Risiko über AHV und Pensionskasse abgedeckt. Fällt die Pensionskasse weg ist dieses Risiko auch nicht mehr versichert und es bleibt die AHV, die gibt im besten Fall für einen Arbeitsleben-Mittelalterlichen so um die CHF20’000/Jahr. Damit kommt man nicht weit. Hier lohnt sich also eine Erwerbsausfallversicherung. Bis rund CHF30’000 pro Jahr kann man das auf dem Formularweg machen, darüber geht’s zur Untersuchung beim Vertrauensarzt der Versicherung. Aber auch der Formularweg hat es in sich, wer kennt schon alle Arztbesuche der letzten zehn Jahre und wenn man, wie ich, manchmal Rückenbeschwerden hat, gibt’s auch noch ein Zusatzformular. Alles ist so gehalten, dass man das Gefühl hat, man unterschreibt etwas, bei dem die Versicherung immer einen Punkt findet, wieso sie im Schadenfall nicht zahlen muss.
Ich hatte mich für die Zeit bis 65 über CHF 30’000 versichert. Das macht dann ca. CHF1’200 Prämie pro Jahr, happig, aber fahrlässig, wenn man darauf verzichtet. Ich hatte zwei Versicherungen offerieren lassen, die Unterschiede waren gering.
Pensionskasse
Damit dein Geld, das du dir angespart hast nicht verloren geht, kannst du es auf einem Freizügigkeits-Konto anlegen. Und zwar bei einer Bank (Konto) oder bei einer Versicherung (Police). Bei ner Versicherung kann man teilweise auch die Invaliditätsrisiken abdecken. Eigentlich egal was du tust. Ich finde ein Konto besser (one thing for one thing) und erhalte auf das Vermögen aktuell 1.5% Zins. Wenn die Auszeit vorbei ist, überweist du das Geld wieder in die neue Pensionskasse.
***** NACHTRAG ****
AHV
Damit man keine Beitragslücke schafft, die später zu grösseren Einschränkungen der Rente führt, ist es wichtig, sicher zu stellen, dass man pro Kalenderjahr den Mindestbeitrag einbezahlt hat. Über Details kann die Ausgleichskasse deiner Region Auskunft geben.
***** ENDE NACHTRAG ***
Arbeitslosigkeit
Ich wollte einen freien Kopf haben und nicht irgendwelchen Administrativdingen nachrennen und hatte mich darum nicht arbeitslos gemeldet. Das brachte mir mitunter auch etwas Kritik ein „ist eine Versicherung“, „musste deine Kohle schützen“, etc. da muss man halt darüber stehen. Wäre ich auf Stellensuche gegangen und hätte die Kriterien der Arbeitslosenversicherung (RAV) erfüllt, hätte ich mich wohl auch gemeldet, aber so weit kam es bei mir nicht.
Auf jeden Fall lohnt es sich die Zeit für die Stellensuche zu dokumentieren, auch wenn man noch nicht angemeldet ist. Man kann diese Aufwände gegenüber der ALV gelten machen, insbesondere um die Einstelltage (mehr dazu nachstehend) zu verkürzen. Hier eine Zusammenfassung zur ALV:
- Man ist auch bezugsberechtigt, wenn man selbst gekündigt hat. Das wird jedoch als „verschuldet“ angesehen, und mit ein bis 60 sogenannten Einstelltagen (das ist wie eine Karenzfrist, in der nix bezahlt wird) „bestraft„.
- Bezugsberechtigt ist grundsätzlich jeder, der 12 Beitragsmonate in den letzten zwei Jahren entrichtet hat.
- Wer Unterhaltspflichten hat oder dessen Durchschnittslohn 3’797 Franken nicht übersteigt, erhält ein Taggeld von 80% auf den durchschnittlich AHV-versicherten Lohn der letzten sechs oder zwölf Monate (je nach dem was vorteilhafter für den Versicherten ist).
Erfüllt man diese Bedingungen nicht, reduziert sich der Ansatz auf 70% - Ausbezahlt werden fünf Taggelder die Woche, bis i.d.R. 520 Tage. Je nach letztem Lohn erfolgt die Zahlung nach fünf bis 20 Tagen (unbedingt mit einberechnen, damit die Reserven nicht knapp werden)
Mehr Details zur ALV in dieser Broschüre
Freunde und Familie
Etwas, das ich auch unterschätzt hatte, ist Freunde und Familie möglichst schnell über das Vorhaben und die Gründe dafür zu informieren. Die brennen nämlich darauf mehr zu erfahren und dichten sich ihre Version sonst selbst zusammen.
Jetzt wo die Badehose erst mal unverrutschbar sitzt, geht es unbeschwert los in die Auszeit und dabei sollte das Reisen nicht fehlen. Mehr dazu liest du im Teil 3:
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