Darum macht man ja die Auszeit, um genau das zu tun, was man immer schon tun wollte. Vorweg: Ich hatte während meiner Auszeit nie das Gefühl von zu viel freier Zeit. Ich musste nicht nach etwas suchen, das Zeiträume auffülte, die füllten sich wie von selbst, es wurde mir nie langweilig.
Hobbys intensivieren
Eigentlich klar, aber wohl nicht selbstverständlich: Die Auszeit gab mir viel Freiraum meinen Hobbys nachzugehen. Golf (dass man besser spielt, wenn man mehr spielt ist eine Mär, nur so), angeln (siehe Golf), den Bücherturm lesend einreissen, kochen, Konzerte besuchen (noch in keinem halben Jahr derart viele besucht) und viel Musik im iTunes-Store kaufen. Oder man kann sich, ganz ohne schlechtes Gewissen, in zwei Tagen die gesamte Staffel einer TV-Soap anglotzen. Dafür braucht es kein Zutun, das geschieht alles wie von selbst.
Rucksack ausräumen
Für mich war wichtig, alte Zöpfe abzuschneiden und Unerledigtes aus dem Rucksack zu räumen. Ja, genau die Sachen, die einem in den Sinn kommen, wenn man Sonntags auf dem Sofa liegt und dabei das schlechte Gewissen an einem nagt. Mein grösstes Rucksack-Projekt lag mir besonders am Herzen: Mein Buch fertig zu schreiben. Das habe ich nicht ganz geschafft, zumindest werde ich es nicht bis zum Ende der Auszeit fertigstellen können. Daran lag zum einen am wunderschönen Wetter in diesem Jahr, das mich wenig motivierte, hinter einem Rechner zu sitzen, zum andern aber auch der Umstand, dass ich den Aufwand dafür geringer eingeschätzt hatte. Doch erst die Auszeit ermöglichte mir zu erkennen, dass das Projekt neben dem Job nie funktioniert hätte.
Neues ausprobieren
Die Auszeit bietet auch die Möglichkeit, Neues auszuprobieren, beispielsweise im Alltag eingeschliffenen Muster wie Morgenrituale zu verändern oder Einblick in andere Arbeitsgebiete zu erhaschen. So habe ich z.B. ein paar Tage im Rebberg eines tollen Winzers ausgeholfen (hoffentlich mehr geholfen, als ich kaputt gemacht habe) oder ich werde an der grössten Gastromesse der Schweiz, der igeho, am Stand einer Brauerei aushelfen.
Es lebe die Spontanität
Es war erstaunlich festzustellen, wie viel Spontanität ich durch den geschäftigen Tagesrhythmus verloren hatte. Spontan auf einen Kaffee mit einem Freund, in die Lücke springen, wenn ein Verein zu wenig Helfer für einen Anlass hat oder schnell ein Fest organisieren. Eine Freundin meldet sich für einen Kaffe, kein Problem, das Fest geht etwas länger, kein Problem, bis zum Schluss bleiben und noch beim Aufräumen helfen. Die sonst so vielen Nein des Alltages wandeln sich wie von selbst in ein Ja und dabei bleibt ein erfrischendes Gefühl zurück. Theoretisch hätte man ja immer Zeit, das wissen auch alle Freunde und Bekannte und das kann auch zu Spannungen führen. Mehr dazu in der nächsten Folge:
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