Vorbereitung – Tech-Plunder

Malaysia-Streetfighter

Malaysia-Streetfighter

Früher hat man eine Gepäckrolle um den Lenker gebunden, die Werkzeugkiste kontrolliert und ist losgefahren. Eine Unterhose reichte für vier Tage, Essen gehen konnte man auch mit Motorrad-Lederhose und -Stiefeln. Die Karte war auf den Tank geschnallt und spätestens am dritten Tag nicht mehr zu gebrauchen, weil komplett durchnässt, am vierten Tag war man das dann selbst. Man übernachtete – bestenfalls – im Zelt. So abenteuerlich musste das gewesen sein. Ich hingegen, habe das mit dem Zelten gesehen. 12 Jahre Pfadi und etwa gleich viele Jahre Militärdienst haben mir genügend Erfahrung mit nassen Klamotten (und «nie mehr!»-Flüchen) eingebracht. Hier also eine Episode was man denn alles so Nützliches und Unnötiges mitschleift.

Das Motorrad (Unterhosen folgen später)

Das Thema Unterhosen nehme ich wohl mit einem Blogbeitrag zu Reisegepäck auf. Heute geht es hier um Technik.
IMG_7937Mein Töff (Motorrad) ist eine R1200GS von BMW. Dieses Modell fahre ich unterdessen wohl schon zehn Jahre und seit 2013 die neueste Version mit partieller Wasserkühlung. Ursprünglich habe ich die GS gewählt, weil für meine Körpergrösse kaum andere Fahrzeuge infrage kamen. Da war noch die KTM-Adventure (tolles Bike), die aber – wohl aus Brusttrommel-Gründen – kein ABS hatte. Heute ist die Auswahl etwas grösser, was aber keinen unterschied macht, denn mein Töff und ich sind eine Einheit: Der höhere Sattel macht es für mich bequemer, die Enduro-Fussrasten erlauben mir auf Schotter – oder einfach mal zur zur Entspannung – stehend zu fahren, ohne mich wie eine Vogel auf dem Drahtseil zu fühlen. Sonst habe ich keine Modifikationen am Töff, ist nicht so mein Ding.
Der Töff hat auch ohne «custom parts» unterdessen allen technischen Schnickschnack wie Traktionskontrolle, LED-Licht, semi-aktives Fahrwerk und vier verschiedene Fahrmodi (Enduro, Regen, Strasse, Dynamik). Griffheizung und Tempomat sind auch dabei, genauso wie eine Teilintegral-Bremse. «Hat nicht mehr viel mit Motorradfahren zu tun!» mögen hier die Abenteurer einwenden. Das mag so sein, doch ich behaupte, spätestens nach den zwei Wochen würde sie trotzdem heimlich darauf schielen.
Ich war nie ein grosser Schrauber, darum macht es für mich auch keinen Unterschied mehr, dass ich nur noch das «Harley-Repair-Kit» mitnehme: Mobiltelefon und Kreditkarte. Wie auch immer: Mein Fahrgerät ist eine eierlegende Wollmilchsau, damit geht einfach alles und sorgt für jede Menge Fahrspass, was will man mehr, wenn man drei Wochen Ferien geniessen möchte?

Gepäcksystem

Ich habe für die drei Wochen drei, respektive 2.5 Koffer dabei. Einer ist wegen dem Platz für den Auspuff nur gerade geeignet, ein Paar Schuhe in meiner Grösse mitzuführen. Total sind das etwa 70-100l Packvolumen. Da in den Ecken der Koffer immer etwas ungenutzter Stauraum bleibt, ist dieses aber nicht mit einem Rucksack zu vergleichen. Zwei Werte übrigens deshalb, weil die Koffer variabel sind und sich deren Fassungsvermögen mit einem Umschaltbügel vergrössern lässt. Weil der Töff dadurch aber endgültig zur Wüstenschiff verkommt, möchte ich wenn immer möglich mit kleinstem Packvolumen fahren. Dadurch stellt sich die «Unterhosenfrage» (siehe – vielleicht – ein späterer Blogpost). Auf alle Fälle sind die Koffer saupraktisch. Ein kleiner Handgriff und sie sind demontiert und im Hotelzimmer. Aktuell überlege ich mir noch, ob ich mir noch einen Tankrucksack oder noch besser einen Soziussitzrucksack beschaffen soll, um meine Kamera darin zu versorgen und so schneller griffbereit zu habe. Nur sind die Dinger grausam hässlich. Böh!

GPS

Da ich viel Landstrasse fahren werde, wird ein Roadbook, also ein gutes altes Plänli, das einem sagt, wann man wo abbiegen muss, wohl reichen. Das GPS nehme ich aber trotzdem mit, denn es liefert mir immer wieder interessante Daten wie Höhe über Meer, Zeit bis zum Ziel, Himmelsrichtung, etc. Ich mag das und wenn man die Strassenkarte immer aktualisiert vor sich hat, entspannt das zusätzlich. Leider wird mir in der Vorbereitung wieder auffallen, wie schlecht die Software und Benutzerführung von Garmin ist. Ein dauerndes Ärgernis.

Lichtfänger

ObjektivvergleichSicher wird mich meine X-E2 begleiten. Ob mit einem oder mehreren Objektiven, werde ich wohl erst beim Packen entschieden (siehe die Unterhosenfrage).  Aktuell bin ich mir am Überlegen, ob ich sie zusätzlich mit einem Zoom-Objektiv ausrüsten soll. Bin etwas hin- und hergerissen, siehe Bild rechts.

Zusätzlich zur Fotokamera möchte ich eine Action-Cam mitnehmen um kurze Filmsequenzen zu drehen. Diese Kamera wird aber keine GoPro sein, die ist mir für einen einmaligen Einsatz zu teuer. So habe ich mich mal bei Tmart.com umgesehen. Das ist schon unglaublich, was da alles unter Free Shipping und zu was für Preisen feilgeboten wird. «Wegwerf-Gesellschaft» kommt einem automatisch in den Sinn und dass die ökologischen Schäden nicht in die Transportkosten eingerechnet sind.

Mein Blick ist auf die Xiamoi Yi gefallen, deren wasserdichtes Gehäuse, das es irgendwie gar noch nicht gibt. Ich habe auf tinydeal.com trotzdem eines gefunden. Der Kundenservice über Chat-Funktion und die Bestellprozedur sind bei diesem Anbieter überraschend professionell. Doch das etwas schlechte Gewissen bleibt. Mal sehen: Wenn denn das Gehäuse kommt, werde ich auch noch die Kamera dazu kaufen. Ob ich auf der Reise zum Video schneiden kommen werde, steht sowieso auf einem anderen Blatt geschrieben. Genauso wie das Bearbeiten von Bildern. Ich habe zwar Lightroom 5, aber Adobe will zusätzlich Geld, wenn ich das auf dem Tablet machen möchte. Mein Schreibtisch hat deshalb schon leichte Bissspuren an der Kante.

Blog-Untensilien

Überhaupt: Wie komme ich zum Bloggen, wenn der Platz zum Mitführen von Material schon knapp ist? Das werde ich wohl über ein iPad mit Prepaid-SIM tun. Das kostet 7.90€ für 7 Tage unlimitiert in Finnland (man staunt). Bei den norwegischen Anbietern habe ich noch keinen gefunden, der günstig eine Festpreis für ein unlimitiertes Datenabo über 30 Tage bietet (hat jemand eine Idee?). Das Telefon wird auch dabei sein und seine Daten über den iPad-Hotspot ziehen. Was mich immer wieder beeindruckt: Hätte man das jemandem von vor zehn Jahren gesagt, er oder sie hätte einem für einen Spinner abgetan. Speicherkarten und andere empfindliche Gerätschaften verstaue ich übrigens in einer Otterbox, die sollte jeder Reisende/ jede Reisende dabei haben, ganz egal wie man reist. Selbst wenn ich noch mit Gepäckrolle und Zelt unterwegs wäre, eine Otter-Box wäre mit von der Partie (auf ihrer Website sind inzwischen aber nur noch Gehäuse für mobile elektronische Geräte zu sehen, mir schwant Böses!) .

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Der Kunde im Zentrum

10365845_726574974064926_704206452789269645_nAls Marketingleiter reagiere ich immer mit: „was denn sonst, den Kühlschrank?“, wenn ich wieder mal lese, dass ein Unternehmen neu den Kunden ins Zentrum stellen will. Was es wirklich heisst im Zentrum zu stehen, wurde mir aber bei meinem Motorrad-Mechaniker – dem Töffmech – wieder einmal bewusst. „Beim Töffmech?“, magst du jetzt fragen, mit Vorstellungen von hohen Rechnungen und schulterzuckenden Werkstattchefs. Zugegeben, der Ruf der Motorrad- (und wohl auch Auto-) Mechaniker steht nicht zum Besten.

Ich, der wohl nicht mehr ganz zeitgemässe Käufer

Ich als Käufer bin ein schlechter Feilscher. Der Preis muss stimmen, klar, aber ich renne nicht jedem Schnäppchen hinterher und ich füge auch nicht jeder Diskussion um ein Kaufgeschäft „können wir noch was am Preis machen“ an. Das sei – zumindest wenn ich auf manche Kolleginnen und Kollegen höre – nicht besonders schlau. Das mag sein, aber es ist mein Verständnis von Fairness. Genauso wie ich dafür meine Leistung einfordere wenn etwas nicht stimmt. So hat mich Alpinestars mit einer Produktqualität, die nicht im geringsten dem Kaufpreis entspricht und einem Kundenservice, der nach dem Verkaufsbeleg aufhört, als Kunde verloren.

Arrigoni Sport. Ein Motorradhändler mit der Sicht aufs Ganze

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Umso mehr hat mich das Erlebnis mit meinem Töffmech überrascht. Ich habe mir letztes Jahr erstmals ein fabrikneues Motorrad gekauft. Ein wunderbares Gefährt, das mir, der kein Auto besitzt, viel Mobilität und auch viel Fahrspass bietet. Aber es gab einen Punkt, der mich immer störte und den ich seit Anbeginn bei meinem Töffmech monierte. Die Situation verbesserte sich, als ein Teil auf Garantie getauscht wurde, aber es war noch nicht gut. Der Töffmech fand nichts Auffälliges und der Hersteller auch nicht. „Und was, wenn ich jetzt in zwei Jahren einen Schaden am Motorrad habe? Dann will ich nicht am Berg stehen“, meinte ich zum Töffmech. Er reagierte erst nicht und bot mir an, dass ich direkt mit dem Hersteller sprechen soll. Das ging für mich in Ordnung, weil mit einer Zwischenstation in der Kommunikation immer etwas auf der Strecke bleibt und es letztlich um mich und den Hersteller ging.

Eine Woche danach meldete sich der Werkstattchef und teilte mir nicht die Kontaktinformationen mit, sondern dass sich der Inhaber entschieden habe, das besagte Teil auszuwechseln. Ich war sprachlos – wer mich kennt, weiss was das bedeutet. Wie ich nachher erfuhr, kostete nur schon das Material einen mittleren vierstelligen Betrag und der Austausch brachte rund einen Tag Arbeit mit sich.

Ich bin nicht der Kunde, der jeden Tag ein und aus geht. Ich bringe rund einmal im Jahr den Töff in den Service, stelle ihn über Winter bei ihm ein und zeige auch Verständnis, wenn mal etwas nicht ganz so läuft, wie ich mir das vorstelle. Wo gehobelt wird, fallen schliesslich Späne. Dani Arrigoni, der umsichtige Besitzer, begründete seinen Entscheid just damit, dass ich jahrelanger Kunde bin, mich immer korrekt verhalten habe, den Punkt seit Beginn immer wieder erwähnt habe und er mir darum Glauben schenke, dass etwas nicht in Ordnung sei, auch wenn sie den Fehler nicht reproduzieren konnten.

Dass ich meine Motorrad weiterhin nur in die Hände von Arrigoni Sport lasse, ist wohl klar und um den Kühlschrank auch mal wieder ins Zentrum zu stellen, hatte ich mein Topcase mit ein paar kühlen Bieren aufgeladen, bevor ich meinen Töff zur grossen Operation brachte. Oder wie Philipp Maloney sagen würde: „So geht das!“

PS: Und wenn du dich fragst, was es denn jetzt gewesen ist, was getauscht wurde, dann muss ich dich enttäuschen. Ich möchte schliesslich nicht, dass jemand das liest und dasselbe ohne Grund behauptet.